Soda, Bicarbonat und Wasserstoffperoxid
Solvay stellt in Bernburg Soda, Natriumbicarbonat und Wasserstoffperoxid her. Soda ist vor allem für die Glasindustrie einer der wichtigsten Rohstoffe. Für ein Kilo Glas werden rund 250 Gramm Soda eingesetzt. Darüber hinaus wird Soda in der Metall verarbeitenden Industrie und bei der Herstellung von Wasch- und Reinigungsmitteln benötigt.
Natriumbicarbonat
Natriumbicarbonat (BICAR®) trägt insbesondere im von Solvay entwickelten trockenen Rauchgasreinigungsverfahren (SOLVAir® Solutions) maßgeblich zum Umweltschutz bei. Weitere Einsatzfelder: Lebensmittelindustrie, Tierernährung, Wasch- und Reinigungsmittel. Darüber hinaus werden BICAR®-Spezialitäten in pharmazeutischen und medizinischen Anwendungen wie der Blutwäsche eingesetzt.
Wasserstoffperoxid
Wasserstoffperoxid (H2O2) ist beispielsweise Grundlage für die Persalzproduktion. Mit einer hochreinen H2O2-Qualität wird unter anderem die Halbleiterindustrie beliefert, die das Produkt bei der Herstellung von Computer-Chips einsetzt. Weitere Abnehmer sind die Papier- und Zellstoffindustrie sowie Wasch- und Reinigungsmittelhersteller.
Bei den hier hergestellten Produkten zählt die Solvay-Gruppe zu den Weltmarktführern.
Zwei Solvay-Werke in Europa befördern derzeit H2O2 per Schiene:
Jemeppe (Belgien) und Bernburg. Im vergangenen Jahr wurde die Bernburger Flotte um 25 neue Kesselwagen auf insgesamt 125 aufgestockt.
Im Bernburger Werk ist die Lieferkette per Bahn gut aufgestellt: Rund 60 Prozent der Wasserstoffperoxid-Produktion werden auf dem Schienenweg befördert.
Allerdings war ein Teil der Kesselwagen-Flotte in die Jahre gekommen; die Flotte muss im Schnitt alle zehn Jahre in Teilen erneuert werden, um Verlässlichkeit zu gewährleisten. 2009 wurde bereits ein Viertel der Flotte ersetzt, 2018 dann wurden die Waggons aufgrund der hohen Nachfrage und neuer Kunden, die per Schiene beliefert werden wollten, knapp.
Liefersicherheit für Kunden gewährleisten
„Unser Ziel ist es, sich stärker auf die Kunden auszurichten“, sagt Dirk Wiedig, Logistics & Operations Manager EMEA. „Mit dieser neuen Flotte können wir eine größere Produktmenge verladen, die Gefahr von Lieferengpässen minimieren und können uns flexibler auf die Kundennachfrage einstellen.“ Die aus Bernburg per Schiene belieferten Kunden sind Großverbraucher, zum Beispiel in der Papier- und Zellstoffindustrie.
Die neuen Kesselwagen sind mit 18,5 Tonnen leichter als ihre Vorgänger. So kann mehr Produkt geladen werden. Das wiederum macht den Transport effizienter. Große Kesselwagen dürfen bis zu 90 Tonnen Produkt laden, das ist dreimal so viel wie beim Lkw-Transport.
Soda ist ein wichtiges Solvay-Produkt
Die Ausgangsstoffe sind Salz, Kalkstein und Anthrazit oder Koks sowie Ammoniak, das als Hilfsstoff eingesetzt wird. Kochsalz wird bei der Soda-Herstellung als gesättigte Salzlösung (Sole) eingebracht. Der Kalkstein wird zunächst gebrannt. Dabei entstehen Kohlendioxid und gebrannter Kalk. Der Branntkalk wird als Kalkmilch zur Rückgewinnung des Ammoniaks eingebracht. Das in Wasser gelöste Salz (Sole) wird mit Ammoniakgas gesättigt. Das beim Brennen des Kalksteins gewonnene Kohlendioxid wird anschließend in die Ammoniak-Sole geleitet, wobei Natriumhydrogencarbonat (Natron) und Ammoniumchlorid entstehen.
Im nächsten Schritt wird das Natriumhydrogencarbonat erhitzt. Dabei bildet sich kristallförmiges Rohbicarbonat, das abgefiltert und durch Erhitzen in Soda umgewandelt wird. Das eingesetzte Ammoniak kann mit der Kalkmilch nahezu vollständig zurückgewonnen werden. Der größte Sodaabnehmer ist die Glasindustrie, für die Soda ein wichtiger Rohstoff ist. Pro Kilogramm Glas werden rund 250 Gramm Soda benötigt. In Waschmitteln unterstützt Soda die Waschkraft und auch in Spülmaschinenreinigern ist Soda ein unverzichtbarer Bestandteil.
Soda ist ursprünglich ein Naturprodukt, das durch Verdunstung am Rande von Salzseen entstanden ist und in der Regel bergmännisch abgebaut wurde und wird.
Ernest Solvay gelang 1861 die Entwicklung eines Verfahrens, mit dem Soda preiswert im industriellen Maßstab hergestellt werden konnte. Bis heute wird synthetische Soda weltweit mit dem Solvay-Verfahren hergestellt.