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Nutzung des Salzes

Glass building surrounded with green leaves

Salz ist ein wichtiger Rohstoff in der Chemischen Industrie

Zahlreiche Alltagsprodukte wären ohne Salz nicht herstellbar, darunter sind Glas, Kunststoffe, Waschpulver oder auch Brause- und Backpulver.

Fragen an die SGW

In einem Naturschutzgebiet darf grundsätzlich nicht gebaut werden. Zwischen Ahaus und Gronau gibt es vier verschiedene Schutzgebiete: das Naturschutzgebiet Amtsvenn, ein Flora Fauna Habitat (FFH) sowie ein Vogelschutz- und ein Landschaftsschutzgebiet. Die Verdichterstationen der Gasversorger liegen in einem Landschaftsschutzgebiet. Bau- und Erdarbeiten sind in diesen Gebieten unter strengen Auflagen erlaubt. Außerdem müssen sich die Gasversorger an Kompensationsmaßnahmen beteiligen oder Ausgleichsflächen erwerben und renaturieren.

Die Ausgleichsmaßnahmen sind nicht ortsgebunden. Wir könnten ebenso an einem anderen Ort in NRW investieren oder unsere Beiträge in einen Naturschutz-Fonds einzahlen. Die SGW fühlt sich aber der Region und den Menschen eng verbunden. Fast alle Mitarbeiter kommen aus der unmittelbaren Umgebung. Wir haben ein großes Interesse daran, dass dieser einzigartige Naturraum erhalten bleibt. Wir schaffen daher mehr schützenswerte Flächen, als wir tatsächlich für die Soleförderung in Anspruch nehmen. 

Nein. Die Salzlagerstätte ist dazu nicht geeignet. 

In den Gasspeicherkavernen befindet sich keine Luft und damit kein Sauerstoff. Aus dem Grund kann auch nichts verbrennen oder gar explodieren. Selbst wenn Gas austreten sollte, schließen sich sofort automatisch die Sicherheitsventile, die tief in den Fördersträngen eingebaut sind. In dem Fall könnte nur eine geringe Restmenge als Wolke aufsteigen, die aber ungiftig ist.

Die Kavernen sind ideal für die Gasspeicherung geeignet. Im Vergleich zu oberirdischen Gasspeichern (z. B. Gasometern) ist die Kapazität unterirdischer Speicher um ein Vielfaches höher. Außerdem können die durch die Salzförderung entstandenen Hohlräume nachhaltig genutzt und Gas umweltfreundlich gespeichert werden. Ihre Wände sind absolut gasundurchlässig und können einem hohen Druck standhalten. Der innere Gasdruck wiederum wirkt dem natürlichen Druck der umliegenden Gesteinsschichten entgegen.

Es gibt eine klare Trennung. Der Geschäftszweck der Salzgewinnungsgesellschaft ist es, Salz zu fördern. Die entstehenden Kavernen können zur Gasspeicherung genutzt werden. Dies fällt in die Verantwortung der Energieversorger.

Die Wege sind Eigentum der Stadt Gronau. Die Bohrplätze und Kavernenspeicher liegen dezentral an den Gemeindewegen. Das Problem: Tag für Tag fahren Lkw und Baumaschinen über die Wege – und hinterlassen mit der Zeit ihre Spuren. Die Folgen sind Schlaglöcher und verständlicher Ärger der Anwohner über den zunehmend schlechteren Zustand der Wege. 

Um dieses Dilemma zu beseitigen, haben die SGW und die Stadt Gronau einen Wegenutzungsvertrag abgeschlossen. Danach zahlen die SGW, und seit einigen Jahren auch die Speicherunternehmen, eine jährliche Nutzungsgebühr an die Stadt.  

Die Unternehmen zahlen also für die Nutzung und damit indirekt für die daraus entstehenden Schäden. Die Stadt kümmert sich ihrerseits um die Instandhaltung der Wege. 

Im Winter steht im Münsterland vielerorts Wasser auf den Wiesen. Diese Feuchtigkeit tritt unabhängig vom Bergbau auf und ist normal. Daher ist es notwendig, Drainagen und Abflussgräben in Stand zu halten. Im Abbaubereich funktioniert das System trotz der Bergsenkungen. Wir beobachten die Entwicklung genau und leiten ggf. umgehend Maßnahmen ein. Hier arbeiten wir auch intensiv mit den betroffenen Kommunen zusammen.

Stand der Technik ist es, stillgelegte Kavernen mit Salzsole zu füllen und dann zu verschließen. Im Falle einer Stilllegung würde die SGW behördliche Auflagen umsetzen. Dazu gehört unter anderem der Nachweis, dass für Menschen und Tiere keine Gefahr besteht. Zurzeit hat die SGW aber nicht vor, Kavernen stillzulegen.

Weitere Nutzung und Fakten des Salzes

Notlösung erweist sich als Methode der Wahl

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Eine neue Technik im Winterdienst könnte Städten und Kommunen helfen, Kosten einzusparen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Neben dem herkömmlichen Einsatz von Feuchtsalz setzen immer mehr Autobahnmeistereien und Städte auf flüssige Salzlauge. Entstanden ist die Idee im schneereichen Winter 2009/2010, in dem Streusalz knapp geworden war und sich Sole im Winterdienst als eine einfache und kostengünstige Notlösung darstellte. Auch die Städte Gronau, Ahaus und Heek waren kurzerhand von der SGW mit konzentrierter Salzlösung versorgt worden.

Gleiche Wirkung mit weniger Salz

Die vermeintliche Notlösung könnte bald die Methode der Wahl werden. Tests der Bundesanstalt für das Straßenwesen, von Straßen NRW und vielen Kommunen bundesweit haben die Erfahrungen der Städte bestätigt, dass Sole unter passenden Bedingungen die beste Methode ist, um Wege von Schnee und Eis zu befreien. So kommt man beim Einsatz einer Sole-Lösung mit weniger Salz pro Quadratmeter aus als mit Streusalz – das kommt der Umwelt zu Gute. Ein weiterer Vorteil ist die reduzierte Staubbelastung: Während Steinsalz rund ein halbes Prozent unlösliche Bestandteile enthält, die beim Abtrocknen der Straßen verwirbelt werden, ist Sole frei davon. Beim Aussolen, also dem Spülen der Salzlagerstätte mit Wasser, bleiben diese unlöslichen Bestandteile in der Kaverne.

Höhere Verkehrssicherheit

Wenn man vor einem Frosteinbruch die Fahrbahn mit Sole besprüht, kann man Glatteis besonders effektiv vorbeugen. Festes Salz würde vom Winde verweht. Zudem kann man Sole mit höheren Geschwindigkeiten austragen. Beides trägt dazu bei, dass Straßen schneller eisfrei sind und erhöht so die Verkehrssicherheit. Zudem ist Sole kostengünstiger und erfordert in Nähe der SGW keine Lagerhaltung. Die SGW fördert täglich rund 20.000 Kubikmeter Sole (20 Millionen Liter). Straßenmeistereien kann sie je nach Bedarf mit den benötigten Mengen versorgen.

In Epe lagert das Salz in einer flachen, gleichmäßigen Form. Deshalb spricht man von "Salzpfanne".

Block of salt held in hand

Sie erstreckt sich über Kilometer hinweg in einer gleichmäßigen Dicke von 200 bis 400 Metern. Das Salz ist hier besonders rein und dicht und bildet daher ein ideales Muttergestein für die Kavernenspeicherung. Das Kavernenfeld in Epe ist von massiven Salzmassen umgeben.

Entstehung des Salzlagers in Epe

Unter Gronau und Epe erstreckt sich in etwa 1.000 bis 1.400 Metern Tiefe ein großräumiges Salzlager, das von Rheinberg im Süden bis in die norddeutsche Tiefebene und die Niederlande reicht. Es hat eine Millionen Jahre alte Geschichte.

Das Gebiet, auf dem heute England, Polen, Dänemark und Deutschland liegen, war vor 250 Millionen Jahren von einem gewaltigen Meer bedeckt. Trockenheit und Hitze führten dazu, dass der Meeresspiegel im Laufe der Zeit sank und der Ozean austrocknete. Vor allem in den weitgehend vom freien Wasser abgeschlossenen Meeresarmen verdunstete immer mehr Wasser. Die im Meerwasser gelösten Salze lagerten sich auf den ehemaligen Ozeanböden ab. In den Salzvorkommen bei Epe lagerte sich das Salz besonders störungsfrei und flach ab. Das in Epe gewonnene Salz ist mit einem Anteil von 98–99 Prozent Natriumchlorid (Kochsalz) sehr rein. Es bildet deshalb ein besonders dichtes Muttergestein und bietet ideale Bedingungen für die Kavernenspeicherung.

Zahlen zum Salzlager in Epe

Das Salzlager bei Epe hat in Nord-Südrichtung eine Länge von ca. 50 Kilometer. In Ost-Westrichtung sind es 20 Kilometer. Bei Epe sind sie bis zu 400 Meter mächtig und fallen in der Region Ahaus/Vreden auf 100 bis 200 Meter ab. In der Gegend um Bocholt steigen sie wieder auf eine Dicke von 400 Meter an. Für die Entstehung der Salzpfanne sind vor 255 Millionen Jahren enorme Wassermassen verdunstet: Damit eine Salzablagerung von 300 Metern Dicke entstehen konnte, ist über drei Millionen Jahre eine Wassersäule von rechnerisch 23 Kilometern eindampft.

Vergleich: Salzdom - Salzpfanne

Salz kann unterschiedlich gelagert werden: in einem Salzdom oder in einer Salzpfanne. Der Grund: unterschiedliche geologischen Bedingungen. Ein Vergleich: Während ein unterirdischer Salzdom (z.B. in Norddeutschland oder in Louisiana, USA) pilzförmig ist, lagert das Salz im Münsterland in flacher Form wie in einer Pfanne.

Die Situation im Münsterland 

In Epe lagert das Salz in einer flachen, gleichmäßigen Form. Es erstreckt sich über Kilometer hinweg in einer gleichmäßigen Dicke von 200 bis 400 Metern. Das Salz ist hier besonders rein und dicht und bildet daher ein ideales Muttergestein für die Kavernenspeicherung. Das Kavernenfeld in Epe ist von massiven Salzmassen umgeben. 

Ahaus-Kavernen-Vergleich

Salz ist ein wichtiger Rohstoff in der chemischen Industrie und für die Herstellung vieler Alltagsprodukte unverzichtbar.

Brausetablette

Die von der SGW geförderte Sole wird beispielsweise per Pipeline ins rund 70 Kilometer entfernte Solvay Werk nach Rheinberg befördert. Dort wird das in der Sole enthaltene Salz unter anderem für die Produktion von Natriumbicarbonat eingesetzt.

Unter dem Markennamen BICAR® wird das feine weiße Pulver – auch bekannt als Natron – in Lebensmitteln, Tiernahrung, in pharmazeutischen Produkten und in der Industrie eingesetzt. Die Grundstoffe sind Kalkstein und Kochsalzlösung, die Sole. Daraus wird zunächst Soda (Natriumcarbonat) hergestellt. Soda wird in Wasser gelöst und mit Kohlendioxid in Natriumbicarbonat umgesetzt. Wenn es zusammen mit einer natürlichen Säure wie Zitronensäure in Wasser gelöst wird, setzt es Kohlensäure frei – eine Eigenschaft, die für Brausetabletten ebenso genutzt wird wie für Badezusätze. Als Backpulver bildet BICAR® beim Backen kleine Kohlendioxid-Bläschen, die den Kuchen aufgehen lassen. Kurzum: Ohne Natron würde nichts sprudeln.

Bicarbonat für Gesundheit und Wohlbefinden von Tieren

Cow head

Natriumbicarbonat wird seit langem als Zusatz für Futter von Milchkühen, Schweinen und Geflügel genutzt. Es dient als verträgliche, chloridfreie Natriumquelle und verbessert die Nahrungsverwertung von Zuchttieren. Wichtigste Funktion: Es puffert die überschüssigen Gärsäuren im Magen ab und stellt den pH-Wert optimal ein.

Beispiel: Bei Temperaturen über 20 Grad funktioniert der Wärmehaushalt bei Milchkühen nicht mehr optimal. Die im Magen produzierte Wärme kann nur durch verstärktes Atmen abgeleitet werden. In schlecht gelüfteten Ställen kann das zu einem zusätzlichen Anstieg der Temperaturen führen. Vor allem im Sommer leiden die Kühe bei Temperaturen über 30 Grad unter sogenanntem Hitzestress und entwickeln einen höheren Natriumbedarf. Natriumbicarbonat deckt den erhöhten Bedarf und mildert als Puffersubstanz den Hitzestress. Züchter setzen Bicarbonat mit einem Prozent der Trockenmasseaufnahme ein. Je nach Futterkonzept geben sie es entweder in den Mischwagen oder verfüttern
es direkt am Trog.

Natriumbicarbonat ist ein wichtiges Produkt, das aus Sole der SGW produziert wird. Auch als Natron bekannt, ist es natürlicher Bestandteil im Speichel von Wiederkäuern sowie im Blut aller Lebewesen (z.B. Menschen, Rinder).

Young black and white cow
Als Futterzusatz puffert Bicarbonat Gärsäuren im Magen von Nutzvieh und mildert so u. a. den Hitzestress.

Hauptabnehmer von Sole aus Epe fertigte Spezialkunststoff

Solar Impulse über die Taj Mahal

Anfang März 2015 ist Solar Impulse in Abu Dhabi gestartet. Erstmals in der Geschichte der Menschheit umfliegt es die Erde allein mit Sonnenenergie. Ein Spezialkunststoff aus Rheinberg trägt zum Gelingen der Pionierleistung bei.

Als der Pilot Bertrand Piccard das Projekt 2003 ins Leben rief, war ein Solarflug um die Erde technisch nicht möglich. Piccard machte sich also daran, verfügbare Materialien und Technologien weiter zu entwickeln. Es galt, den Energiehaushalt zu verbessern, die Struktur zu optimieren und das Flugzeuggewicht zu reduzieren.

Wie alle anderen Flugzeuge nutzt Solar Impulse Pneumatikzylinder für die Fahrwerkstüren. Meist sind die Zylinder aus Metall und daher schwer. Die Pneumatikzylinder von Solar Impulse 2 bestehen vollständig aus dem Spezialkunststoff Ixef® PARA und sind daher sehr leicht. Das PARA, das in Solar Impulse die Erde umfliegt, wurde in Rheinberg hergestellt. Das dortige Chemiewerk ist einer der größten Abnehmer von Sole aus Epe.

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